Münsterland Zeitung, 28.03.2006

Integration als Aufgabe verstehen

Ausstellung im Berufskolleg Wirtschaft und Verwaltung Ahaus eröffnet

Ahaus - Jugendlichen bei ihren Integrationsproblemen zu helfen ist eines der Hauptanliegen der Wanderausstellung "Volk auf dem Weg - Geschichte und Gegenwart der Deutschen aus Russland".


Noch bis zum 7. April ist die Ausstellung während der Öffnungszeiten des Berufskollegs Wirtschaft und Verwaltung im neuen Schulgebäude frei zugänglich. MLZ-Foto: privat

Erstellt von der Landsmannschaft der Russlanddeutschen und begleitet durch Führungen mit Projektleiter Josef Schleicher gibt die Ausstellung Einblick in über 250 Jahre wechselvolle Geschichte der Deutschen in Russland: Welche Gründe führten dazu, dass im 18. Jahrhundert so viele Menschen aus Deutschland dem Ruf Katharina der II. folgten und nach Russland aussiedelten? Wie lebten die Deutschen über eineinhalb Jahrhunderte friedlich in Russland. und bewahrten dabei ihre Identität? Wie veränderte sich das Leben der Deutschen mit der Oktoberrevolution und dem Überfall Hitler-Deutschlands auf die Sowjetunion? - Anhand von Einzelschicksalen schildert Schleicher eindrucksvoll, wie die Menschen die dann einsetzende Unterdrückung und die Deportationen überlebten. Der Kreis schließt sich, als der "eiserne Vorhang" fällt und die Russlanddeutschen ausreisen dürfen. Viele von ihnen leben heute im Kreis Borken.

Die negativen Seiten der Migration werden nicht verschwiegen. Wie andere Migranten auch, hatten die Umsiedler es nicht leicht, sich in ihrer neuen (alten) Heimat zurechtzufinden. Galten sie in Russland als Deutsche, so waren sie in Deutschland "die Russen". Besonders für Jugendliche begann eine schwere Zeit: Die alten Freunde verloren, noch keinen echten Bezug zu Deutschland gefunden, Sprachprobleme und keine Chance auf dem Arbeitsmarkt. Während Jungen häufig mit Alkohol oder Gewalt die Isolation zu kompensieren versuchen, reagieren Mädchen eher mit Rückzug. Gerade da will die Ausstellung ansetzen: Sie zeigt Beispiele für gelungene Integration. "Diese Ausstellung ermuntert zu Projekten, die Integration voranzutreiben", bemerkt der betreuende Politiklehrer Leuker. "Ein Netzwerk für Integration zu schaffen, ist heute eine dringlichere Aufgabe, als einen Fragenkatalog für die Einbürgerung zu erstellen."


Vom 27. März bis zum 7. April ist die Ausstellung im neuen Gebäude des Berufskollegs Wirtschaft und Verwaltung zu sehen und während der Öffnungszeiten der Schule frei zugänglich. Am 6. April sind noch Termine für Führungen frei. Interessierte wenden sich über die Schulverwaltung an Politiklehrer Leuker, Tel. (02561) 42903, oder zwecks weiterer Informationen an Projektleiter Josef Schleicher über: schleicher@rikon.com


© Berufskolleg Wirtschaft und Verwaltung Ahaus 2006
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