Münsterlandzeitung, 2003-11-06

Hineinschnuppern in 102 Berufe

Berufsorientierungsmesse in Ahaus: Rund 4000 Schüler informieren sich über Ausbildung


Beratung steht im Vordergrund: Kreis Borken (Verwaltungsangestelle/r, Verwaltungswirt/in, Straßenwärter/in und Vermessungstechniker/in)

-job- Kreis Borken. Draußen hämmern die Dachdecker und hobeln die Zimmermänner. Drinnen löten die Elektriker, brutzeln die Köche und zeigen Pflegekräfte, wie man Blutdruck misst: So viel Berufe wie gestern auf dem Gelände der Ahauser Berufskollegs gibt's sonst nirgendwo zeitgleich im Kreis Borken zu sehen.

102 Berufe präsentierten Handwerks- und Industrieunternehmen, Kammern, Kassen, Berufskollegs und andere bei der siebten Auflage der Berufsorientierungsmesse. "Das ist ein gutes Drittel aller rund 300 Ausbildungsberufe", sagt Josef Lütkecosmann, Leiter des Berufskollegs für Technik, nicht ohne Stolz.

Was man für diese Berufe an Vorbildung mitbringen muss, was zum Berufsalltag gehört, wie viel man als Auszubildender verdient und welche Aufstiegschancen man hat: All das und noch mehr konnten die rund 4000 Schüler und viele Eltern erfahren, die der Einladung der Organisatoren von den Berufskollegs gefolgt waren. Immerhin 34 Schulen aus dem Nordkreis, hauptsächlich Real- und Hauptschulen waren mit ihren zumeist Neun- und Zehntklässlern angereist.

So auch Marvin Stoffers (15) und sein gleichaltriger Klassenkamerad Mathias Hubbeling von der Georg-Schule Vreden. Einen Ausbildungsvertrag haben die beiden Neuntklässler noch nicht in der Tasche. "Das ist schon gut, dass man hier mal sehen kann, was es so alles an Berufen gibt", sagt Marvin, der gerne Metallbauer oder was Ähnliches werden will. Was sie machen, wenn sie keine Lehrstelle finden? Dann werde man wohl weiter die Schulbank drücken, sagen beide und etliche der Umstehenden nicken zustimmend.


Vollzeitbildungsgang "Höhere Handelsschule"

Warteschleife Schule - das ist zurzeit ein Problem, mit dem auch der Kreis und seine Kollegs zu tun haben. "Gegenüber dem Vorjahr haben wir an den sechs Kollegs im Kreis rund 500 Vollzeitschüler mehr und 500 Teilzeitschüler weniger", sagte Kreisdirektor Dr. Rudolf Voßkühler am Rande der Messe, bei der eins besonders häufig zu hören war: Wer bei der derzeitigen schlechten Lage eine Lehrstelle haben wolle, müsse sich besonders bemühen - am Besten mit Praktika, bei der Azubi und Lehrherr testen könnten, ob sie zueinander passten. "Mal in den Ferien hineinschnuppern", sagt etwa Friedel Sebastian, langjähriger Obermeister der Fleischerinnung, die besonders über Nachwuchsmangel klagt. Aber auch Alfred van den Berg, Obermeister der Innung für Landmaschinentechnik rät Schülern dazu - obwohl er über mangelndes Interesse der Schüler nicht klagen kann. 41 Lehrlinge bildet die Innung derzeit aus. Bis fast 2005 sind die Betriebe in punkto Azubis fast ausgebucht. Wie viele andere Ausbildungsberufe auch müssen die Landmaschinentechniker in spe schon einiges mitbringen. "Der Abschluss 10 b oder der Realschulabschluss sollte es schon sei. Nur Interesse für Technik allein reicht nicht", sagt der Obermeister.

Trotz angespannter Lage auf dem Ausbildungsmarkt: Die Organisatoren waren mit Ablauf und Zuspruch zufrieden. Wolfgang Reinert, Leiter des Berufskollegs Wirtschaft und Verwaltung lobte zusammen mit den Kollegen Lütkecosmann und Ilse Denk (Lise-Meitner-Kolleg) den Einsatz der vielen Beteiligten, die den Schülern Einblicke ins Berufsleben gewährten. Zudem habe sich bewährt, dass die Schulen die Schüler vorab auf die Messe - etwa mit Fragebögen - vorbereitet hätten.


© Berufskolleg Wirtschaft und Verwaltung Ahaus 2003
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