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2.4 Die Deutschlandpolitik der SED unter Honecker

Die Entmachtung Ulbrichts

Ulbricht wurde durch sowjetische Regieanweisungen schrittweise entmachtet. Der Grund für diese Entmachtung war der, daß Ulbricht sich nicht mehr dem sowjetischen Vorbild unterordnen wollte. 1971 wurde Honecker dann erster Sekretär der SED, nach Ulbrichts Tod 1973 auch Staatsvorsitzender. Honecker wollte sich der sowjetischen Linie anpassen. Honeckers Ziel war es internationale Autorität zu gewinnen. Das Feindbild gegenüber der Bundesrepublik Deutschland wurde von der Sowjetunion vorgegeben. Es bestand zu diesem Zeitpunkt keine Einheit mehr, zwischen der DDR und der BRD. Deutschland galt nunmehr als Ausland für die "Deutsch Demokratische Regierung". Die Sowjetunion wollte den Anschluß der DDR an Westdeutschland nicht zulassen, sondern sie wollten das Gegenteil erzielen. Ziel dieser Aktion war es den Graben zwischen den beiden Nationen noch tiefer werden zu lassen.

Zwei Staaten - zwei Nationen

Die DDR tat alles um sich als gleichberechtigtes Glied in die Staatengemeinschaft einzufügen. National beantwortete sie die Öffnung der Bonner Politik nach Osten mit verstärkter Abgrenzung.

Der Fortbestand einer einheitlichen Nation wurde nun geleugnet. Bei Eintritt der DDR in die UNO erklärte die DDR noch:"Jeder der beiden deutschen Staaten hat einen eigenen Staatsapparat, seinen eigenen Wirtschaftsorganismus und seine selbständige Armee. Diese beiden Deutschen Staaten bilden ungeachtet dessen eine Nation." Doch 1970 wollte die DDR nichts mehr von einer Einheit wissen.

Am 17. Dezember sprach Ulbricht erstmalig von zwei Nationen. Die DDR wird allmählich eine sozialistische Nation und die BRD bildet den verbliebenen Teil der alten bürgerlichen Nation. Nun lautete die neue Sprachregelung: Zwei Staaten - zwei Nationen. BRD und DDR waren demnach zwei Länder. Das Wort "DEUTSCH" sollte laut Honecker mehr und mehr verschwinden. In Deutschland trat eine große Verwirrung auf. Die "Deutsche Akademie der Wissenschaft" wurde zur "Akademie der Wissenschaft der DDR", aus dem "Deutschlandsender" wurde die "Stimme der DDR" usw. Die Antwortformel Honeckers war absurd: Zwei Staaten - zwei Nationen - Zwei Staatsbürgerschaften - eine Nationalität (nämlich: Deutsch!) Nun wurde seitens der SED von den Bürgern verlangt, den Kontakt zu Freunden, Bekannten und Verwandten abzubrechen. In den Kindergärten und Schulen sollten Bedrohungsvorstellungen erzeugt werden: "Böse Menschen bereiten den Krieg vor, wollen die DDR überfallen. Aber zum Glück hält die Volksarmee Wacht." Dies waren die Vorstellungen der Menschen in der DDR. Ausreisen aus der DDR wurde nur DDR-Bürgern im Rentenalter genehmigt. Einmal im Jahr konnten sie dafür auch ganze 15 DM eintauschen. In Ausnahmefällen wurde auch DDR-Bürgern unter dem Rentenalter die Ausreise bewilligt, wenn eine wichtige Familienangelegenheit vorlag. Die Stasi prüfte aber vorher ob Fluchtgefahr bestand. Bei Ehepartnern mußte grundsätzlich ein Ehepartner zurückbleiben. Sorgfältig ausgesuchte "Reisekader", Funktionäre, Sportler und Wissenschaftler durften ebenfalls in den Westen reisen nach einem sorgfältig gestellten Antrag. Bei ihrer Rückkehr mußten sie einen detaillierten Bericht über ihren Aufenthalt im Westen abliefern und dann wurde beschlossen ob sie überhaupt noch einmal ausreisen durften.

 

 

Schmidt -Honecker

Honecker und Schmidt trafen sich in der Uckermark vom 11.-13. Dezember 1981. Konkrete Ergebnisse hat dieses Zusammentreffen nicht gebracht. Der Zwangsumtausch blieb bestehen. Nur die Reisemöglichkeiten für DDR-Bürger unterhalb des Rentenalters wollte Honecker verbessern.

Der Besuch Schmidt und Honeckers zur Barlach - Gedenkstätte wurde zum "Polizei -Festival".

Die Sicherheitskräfte hatten Güstrow besetzt. Die Bevölkerung mußte während der Zeit als Schmidt und Honecker die Stadt besuchten in ihren Häusern bleiben. Es sollte verhindert werden, daß die Leute auf die Straße gingen. Nun wurde das verkrampfte Verhältnis der kommunistischen Führung zur eigenen Bevölkerung augenfällig und publik gemacht.

Die Begegnung wurde trotz der schwachen Ergebnisse als Erfolg angesehen.

 

 

Der Staatsbesuch Helmut Schmidts in der DDR bei Erich Honecker

Reportage des Films 3 Stunden Güstrow

In der DDR, genauer gesagt in der Stadt Güstrow, bereiten sich alle auf den Besuch Helmut Schmidts am 13.12.1981 vor. Je näher der Tag des Staatsbesuches rückt, desto hektischer und aufgeregter wird man in der DDR. Jede verdächtige Person, die den Staatsbesuch "stören" könnte, wird vorläufig von DDR Soldaten in Gewahrsam genommen oder an dem gesagten Besuchstag streng bewacht.

Eine Frau aus der ehemaligen DDR wollte beispielsweise den Besuch Schmidts dazu nutzen , es bewilligt zu bekommen, für einigen Zeit die DDR zu verlassen. Grund für diese Ausreise war ihre Tochter die einen Tumor hatte und in Lebensgefahr schwebte. In der westlichen Stadt Essen, hätte sie die Möglichkeit auf eine Heilung mit Hilfe einer Therapie gehabt. Leider kam es zu keinem Gespräch und zu keiner Therapie. Das junge Mädchen ist kurze Zeit später verstorben. Vielleicht hätte sie überlebt, wenn sie die Therapie bekommen hätte.

Am Sonntag, den 13.12.1981 dem Besuchstag, waren die Polizeikräfte schon seit den frühen Morgenstunden unterwegs. Von den umliegenden Städten wurden sie unterstützt um die Stadt Güstrow besser zu bewachen.

Polizei und Armee marschieren gegen die Gewerkschaft, bevor es die sozialistischen Bundesländer tun.

In der Nacht zum Sonntag hat der polnische Partei- und Regierungschef Jaroselvsky im Nachbarland Polen das Kriegsrecht verkündet. Erich Honecker versicherte Helmut Schmidt, dass er, zumindest während diesem Zeitpunkt, von seinen polnischen Genossen selbst überrascht gewesen sei. In Güstrow herrschte kein Kriegszustand. Das Umfeld Güstrows könnte aber den Anschein erwecken.

Am Sonntagmorgen ab 6 Uhr waren alle Zufahrten nach Güstrow gesperrt. Jede private Aktivität eines Bürgers durfte an diesem Tag nicht stattfinden.

Um 8 Uhr morgens, wurde der militärische Außenring um die Stadt geschlossen.

In der ganzen Stadt Güstrow herrscht eine aufgeschlossene Stimmung und alle erwarteten den Staatsbesuch Honeckers und Schmidt. Es war klirrend kalt auf den Straßen und außer den Soldaten und einzelnen Zivilisten niemand zu sehen.

In Offiziellen Briefen wird zu diesem Zeitpunkt die Stimmung als festlich beschrieben.

Es wurden Leute dazu beauftragt sich an einer von dem Polizisten genau bestimmte Stelle hinzustellen und beim passieren von Honecker und Schmidt Applaus zu spenden. Dies war allerdings kein Beifall, den Helmut Schmidt hätte auf sich beziehen können.

Als Honecker und Schmidt ins Auto einsteigen wollten, bat Erich Honecker seinen Gast auf die rechte Seite des Wagens. Die jubelnden Leute standen auf der linken Seite und jubelten Honecker zu. Somit wurde bestätigt, dass sie für Honecker und nicht für Schmidt applaudierten.

Die Leute in der Stadt wurden vor dem Staatsbesuch genau von der Regierung ausgesucht und durch Kurse darauf vorbereitet. Es wurden bestimmte Bedingungen für die Zuschauer festgelegt:

1. Das Klatschen war an einigen Stellen erlaubt und sogar erwünscht.

2. Auswahl von guten Genossen, Frauen und Jugendlichen.

3. Maßgerechtes Publikum.

Den Leuten wurde eingebleut, wie und wo sie aufzutreten haben und das sie darauf achten sollten während des Besuches Verkrampfungen zu vermeiden. Bei Befragungen wurde deutlich, daß man nicht soviel Wert auf Schmidt sondern eher auf Honecker legte.

Eines der Ziele des Staatsbesuches, war der Güstrower Weihnachtsmarkt. Dort wurden ebenfalls alle Teilnehmer auf den Besuch vorbereitet. Es war genau bestimmt, wer wann etwas sagen durfte. Die Anwohner des Weihnachtsmarktes, mußten zu diesem Zeitpunkt in ihren Häusern bleiben und keine Fenster öffnen. Ebenfalls durften sie keine Besuch empfangen. In Begleitung eines Polizisten, durften sie die Straßen, nur durch Vorlage des Personalausweises überqueren.

Nur ausgewählte Leute konnten näher an die Strecke heran treten, obwohl es andere auch gerne gemacht hätten.

Die "normalen" Besucher des Weihnachtsmarktes wurden in der Zeit zwischen 13 und 14 Uhr durch die Volkspolizei des Marktes verwiesen. Zeugen beobachteten, daß es sehr auffällig war und wie schnell es ging, die Leute vom Markt zu vertreiben und ihn in wenigen Minuten mit progressiven Kräften aufgefüllt zu haben.

Das Fernsehen führte Befragungen unter den Leuten durch und alle sagten so ziemlich die Gleiche vorgegebene Aussage. Nur einer auf dem Güstrower Weihnachtsmarkt, der zeigte Courage. Er sagte, daß er für ein vereinigtes Deutschland ist. Er hätte Verwandte "drüben" und würde es nicht einsehen, sich nur im Osten aufzuhalten. Dieses Interview war von dem Mann genau und bewußt geplant. Doch seine Meinung wurde sofort von einer Gruppe die dabeistand niedergeredet.

Ein weiterer Höhepunkt des Staatsbesuches, war der Besuch des Doms. Statt Jubelrufen erwarteten Bundeskanzler Helmut Schmidt und Erich Honecker Orgelmusik. Der Bischof der Kirche wollte unter vier Augen mit Honecker sprechen, weil er über ein paar Dinge sehr empört war. Er war total dagegen in der heiligen Kirche die Stasie zu haben, hatte aber keine Möglichkeit, dieses zu verhindern. Ebenso wie er kein Gespräch mit Honecker zu Stande bekam.

Als Honecker Schmidt verabschiedet hatte, wurden auch die Gefangenen und die Zugeführten wieder frei gelassen.

Honecker der nicht merkt wie krank sein ganzes System ist, bedankt sich mit den Worten:

"... bestimmten Kräften ist es einfach nicht gelungen, Güstrow zu einem neuen Erfurt zu machen..."