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1.6. Wirtschaftsentwicklung in der Besatzungszeit

 

Kein anderer Beschluß der Alliierten stieß auf soviel Unverständnis und Erbitterung bei den Deutschen wie der Potsdamer Beschluß.

Nämlich die deutsche Wirtschaft planmäßig zu verringern. Die französische und sowjetische Zone betrieben den Abbau von Industrie- und Verkehrsanlagen, sowie die Entnahmen von Bodenschätzen und Wäldern um ihre Kriegsverluste zu entschädigen. Jedoch die Briten und Amerikaner halfen den Deutschen durch Export von Industriegütern allmählich wieder zur Selbstversorgung.

In langwierigen Verhandlungen bemühte sich der Alliierten Kontrollrat Grenzen festzulegen, wieviel in Zukunft von deutschlands Industrie produziert werden darf. Das Ergebnis der Verhandlung wurde am 26.0.1946

als Indusrieniveau-Plan festgelegt. Dabei wurde bestimmt, dass als Grundsatz die Aufrechterhaltung eines mittleren Lebensstandards in Deutschland gelten muss. Dieser soll den durchschnittlichen Lebensstandard in Europa nicht übertreffen. Außerdem sollte nach der Zahlung der Reparationen Deutschlands sich selber erhalten können. Wie sich herausstellte war der Industrieplan nur Makulatur, denn außer der Sowjetunion und Polen gab es noch 18 andere Staaten mit Reparationsansprüchen an Deutschland, die aus den Westzonen befriedigt werden. Auf der Pariser Reparationskonferenz (08.11.1945 - 21.12.1945) wurden die Quoten festgelegt, die auf die einzelnen Staaten entfielen und die ab 1946 von der interalliierte Reparationsagentur verteilt wurde.

 

1.6.1 Demontagen und Reparationen

Nicht nur Fabrikanlagen, Eisenbahngleise und Transporteinrichtungen wurden in der sowjetischen Zone demontiert. Die andere Art der Demontage war die Enteignung und Umwandlung von Betrieben zu " sowjetischen Aktiengesellschaften" (SAG), die am selben Ort für die Sowjetunion weiter produzierten. Dies waren etwa 200 Unternehmen (z.B. Bunawerk-Merseburg) die 20% Prozent der Industrieproduktion (der SBZ) erzeugten. Die SAG gingen ab 1953 durch Kauf in den Besitz der DDR über. 30% der Erzeugnisse gingen auf ein Reparationskonto, ein Drittel ging auf den Binnenmarkt, ein Drittel ging in den Export.

Bis Ende 1946 betraf diese Demontage 1000 Betriebe und dazu kamen die vielen Entnahmen aus der laufenden Produktion. Die Sowjetunion entnahm ihrer Besatzungszone (DDR) bis1952 schätzungsweise 66 Milliarden Mark. Es wurde jedoch in Jalta nur 10 Milliarden Mark Reparationskosten gefordert, die damit mehr als aufgebracht wurde. Hierzu sollte man auch die Arbeit der Kriegsgefangenen zählen. Dieser war ein beachtlicher Faktor in der Nachkriegswirtschaft Frankreichs und der Sowjetunion. Von 11 Millionen deutschen Soldaten befanden sich 7,7 Millionen in den Händen der Westmächte und 3,2 Millionen in sowjetischer Kriegsgefangenschaft. Die Amerikaner und Briten entließen die Gefangenen nach Kriegsende. Jedoch die Sowjets und Franzosen behielten die Kriegsgefangenen noch Jahre. Die Franzosen behielten diese noch ca. zwei Jahre in Haft und unter wesentlich besseren Umständen als die Sowjets. Diese hielten ihre Gefangenen meist länger als zehn Jahre in ihrer Gefangenschaft dabei wurden sie gequält, mußten hungern und wurden oft zu lebenslanger Haft verurteilt, da ihre Arbeitskraft noch gebraucht wurde (z.B. in Sibirien) um ihre eigene Länder wieder aufzubauen.

Die Quotensetzung einzelner Produktionszweige sahen viele Deutsche als spektakuläre Demontage an. Denn dies wurde als mutwillige Vernichtung von Arbeitsplätze interpretiert. 1947 wurden manche Produktionsbedingungen des Industrieplans gelockert. Aber durch den geringen Export von Industriegütern blieb es trotzdem noch auf Hilfe der Alliierten angewiesen. Die Folge der Demontagen war Hoffnungslosigkeit. Für die Volkswirtschaft hatte die Vernichtung der Industriekapazität während des Krieges kaum Auswirkungen. Die Alliierten mußten erkennen, daß das Ausmaß der Kriegszerstörung geringer und die Kapazität in viel höheren Ausmaß im Krieg erweitern wurde als geglaubt.1949 wurden durch amerikanische Hilfe in Westdeutschland demontierte Anlagen durch moderne und rational arbeitende Werke ersetzt. Eines der Geheimnisse des "Wirtschaftswunders" der 50er, lag in der ökonomisch sinnlosen Demontagepolitik der Alliierten und im durch ihre Hilfe ermöglichten modernisierten Wiederaufbau.